Tomte in Montmirail
Judith Reich auf den Spuren von Tomte…
Wenn es mir an Glauben mangelt, was regelmässig vorkommt, bin ich froh um Astrid Lindgren’s Geschichte von Tomte Tummetott. Ist es wie jetzt bisig ungemütlich draussen und der Frühling lässt auf sich warten, kommt mir Tomte in den Sinn, der nachts zu den Menschen und Tieren geht und ihnen einflüstert, der Frühling komme bald. So können sie behütet schlafen, weil sie wissen, da ist einer, der wacht und die Hoffnung auf neues Leben aufrecht erhält. Tomte ist auch ein guter Seelsorger, der Katze raunt er zu : « ich weiss, du hast Durst. Hier bring ich dir Milch. Nun trinke und schnurre und schlafe im Heu ». Sehen lässt sich Tomte nicht, die Kinder entdecken am Morgen jeweils nur seine Fussstapfen im Schnee. Tomte kommt auch beim Hund vorbei und spricht ihm Mut zu: « Karo, mein Freund, noch weht dir der Schnee in die Hütte. Doch bald wärmt dir die Sonne das Fell. »
Heute morgen war Tomte in Montmirail unterwegs – ich habe im Versteckten einige Bilder eingefangen.
Was Tomte flüstert, bleibt ein Geheimnis. Nun sitzt er an meinem Schreibtisch und erinnert mich an Psalm 27,14 :
Harre des Herrn! Sei getrost und unverzagt und harre des Herrn!
In Zeiten der äusseren und inneren garstigen Zustände brauche ich Zuspruch. Da ist es gut, Tomte und andere Hoffnungsboten an meiner Seite zu wissen. Harren ist eine Untätigkeit, vielleicht fällt es deshalb so schwer. Viel lieber möchte ich aktiv etwas anpacken. Ausharren verlangt von mir, Zustände auszuhalten. Was nicht heisst, die Arme sinken zu lassen, sich allem zu ergeben und dabei zu resignieren. Harren reisst aus der Lethargie der Hoffnungslosigkeit. In diesem Sinn: Lasst uns beharrlich sein in der Hoffnung!
Judith Reich